Ein Euro. Noch vor rund drei Jahren war das in China ganz schön viel Geld, umgerechnet fast zehn Renminbi. Derzeit ist ein Euro nur noch 6,80 Renminbi wert, ein drastischer Verlust. Rainer Hundsdörfer weiß deshalb auch nicht so recht, ob er sich über den schwachen Euro ärgern oder freuen soll. Der Geschäftsführer des Ventilatoren-Herstellers Ebm-Papst hat mehr als 11.000 Mitarbeiter, die meisten davon in Deutschland, den USA und China. “Der gesunkene Euro-Kurs hilft uns beim Verkauf in China, hindert uns aber am Export aus China”, sagt Hundsdörfer. Er weiß, dass seine chinesischen Wettbewerber stark unter den Kursschwankungen leiden. “Alle, die in China für Europa produzieren, haben jetzt ein verschärftes Problem. Unsere chinesischen Kollegen zwickt es derzeit ganz schön”, sagt er.
Das gilt auch für europäische Firmen, die im Reich der Mitte für den heimischen Markt fertigen. Wegen der Währungsschwankungen und der steigenden Lohnkosten wird der Export aus China zunehmend unprofitabel, schon jetzt ist es in einigen Branchen genauso teuer, in Osteuropa oder gar in Deutschland zu fertigen. Die ersten Firmen reagieren jetzt, indem sie einzelne Produktionslinien zurückholen – und China vor allem als Absatzmarkt und nicht mehr als billige Fertigungsstätte begreifen. Das Wirtschaftsmodell “China als Werkbank der Welt” hat offenbar ausgedient. Die Euro-Schwäche verstärkt diesen Trend noch. Meine aktuelle Geschichte aus der WELT lesen Sie hier.