Sie haben einen ziemlich weiten Weg hinter sich, fast zehntausend Kilometer. Die acht roten Kräne, die in den grauen Londoner Himmel ragen, kommen aus China, aus Shanghai. „Shanghai Zhenhua Heavy Industries“, ein Unternehmen mit Sitz in Changxing im Norden der 24-Millionenstadt, hat die 2000 Tonnen schweren Kräne gebaut und per Schiff nach London geschickt. Dort, im neuen Tiefseehafen „London Gateway“ entladen die chinesischen Kolosse ab Donnerstag Containerschiffe. Mit 138 Metern sind sie die höchsten Kräne, die jemals im Vereinigten Königreich installiert wurden.
Auch London Gateway ist eine Premiere – der Tiefseehafen im Osten der britischen Hauptstadt ist der erste Hafen seit 23 Jahren, den Großbritannien neu in Betrieb nimmt. 3,2 Milliarden Pfund Jahr soll der Hafen pro Jahr zur Wirtschaftsleistung des Landes beitragen, wenn einmal alle Kräne installiert sind, die Regierung setzt große Erwartungen in das Projekt. 40 Kräne entladen dann vollautomatisiert bis zu 400 Meter lange Schiffe. Das Geld für die Milliardeninvestition kommt – wie bei so vielen britischen Infrastruktur-Anlagen – aus dem Ausland: DP World, die Logistikfirma von Sultan Ahmed Bin Sulayem aus Dubai, finanziert und betreibt den Hafen, mit dem Großbritannien an seine einstige Größe als Handelsnation anknüpfen will. Problematisch könnte jedoch der Containertransport auf dem Festland werden: Experten halten die bestehenden Straßen und Autobahnen für nicht ausreichend, um tausende Tonnen an Gütern schnell in die Hauptstadt zu bringen. Lesen Sie in meiner neuen Geschichte für die WELT, wie die Betreiber von London Gateway das ändern wollen.