In Sanya trifft sich, wer in China Rang, Namen und Geld hat – und wer eine Yacht besitzt. Der Urlaubsort ist das Zentrum der chinesischen Yachtbranche, hier liegen die Schiffe der Wohlhabenden. Bis 2025 soll die Zahl der chinesischen Yachtbesitzer auf 100.000 steigen. Chef von Sunseeker China ist der Deutsche Traugott Kaminski, der das Ziel hat, dass Sunseeker bis 2016 rund 30 Prozent seiner Schiffe im Reich der Mitte verkauft.
Welt am Sonntag: Herr Kaminski, Sie fliegen in diesen Tagen kreuz und quer durchs Land, treffen Yachtfans und Kaufinteressierte. Wie hat sich die Nachfrage nach Ihren Schiffen entwickelt, spüren Sie die Krise?
Kaminski: Nein. Ich richte mich an die 5000 reichsten Chinesen, die haben Geld und sind bereit, es auszugeben. Yachten sind hier in China ein Trend, der bislang konjunkturell eher unabhängig ist. Dazu kommt: Wegen der Wechselkurs-Veränderungen beim Renminbi und dem britischen Pfund sind unsere Yachten in China 40 Prozent billiger geworden.
Sie haben 2003 die erste Yacht in China verkauft. Anders als in Europa ist Wassersport noch eine sehr neue Freizeitbeschäftigung in China.
Das stimmt, es gibt fast keine Yachten, keine Yachthäfen und keine Yachtkultur. Die Aktivitäten in der Freizeit beschränken sich auf Golf und Tennis. Die meisten Chinesen haben kaum Erfahrung mit Yachten. Viele können einen BMW von einem Audi unterscheiden, aber bei Yachtmarken hört es auf. Meine Kunden sind Erstkäufer, die brauchen viel Beratung.
Womit steigen diese Kunden ein? Mit ähnlichen Modellen wie europäische Kunden?
In Europa kaufen die Kunden am Anfang Yachten, die 50 bis 70 Fuß lang sind. Die Chinesen steigen gleich bei 80 oder 88 Fuß ein. So eine Yacht kostet circa 3,5 Millionen Pfund und mehr. Letztens kam die Anfrage nach einem Helikopter-Landeplatz auf der Yacht, dann sprechen wir von 155 Fuß. Daran können Sie sehen, in welche Richtung die Nachfrage geht: Chinesen mögen große und repräsentative Schiffe. Wie teuer die sind, spielt eher eine untergeordnete Rolle. (…)
Lesen Sie hier, welche Sonderwünsche chinesische Kunden haben, wenn sie ein Boot kaufen:
Wo der Preis keine Rolle spielt, Welt am Sonntag vom 24. März 2013.