Es dauert noch zwei Tage, bis die Schotten am Donnerstag für oder gegen die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich stimmen. Für James Smith ist die Frage jedoch schon jetzt entschieden. „Die Leute sind für die Unabhängigkeit, sie wird kommen“, sagt der 23-Jährige. Smith ist Schotte, das ist nicht zu übersehen. Im rot karierten Schottenrock steht er auf dem Londoner Trafalgar Square und spielt auf seinem Dudelsack. Mit den Auftritten vor Touristen verdient er Geld für den Verlobungsring für seine Freundin, er will ihr bald den Antrag machen. Das Instrument quietscht ein wenig, als Smith versucht, ihm ein paar Klänge der bekannten Braveheart-Melodie zu entlocken. „Ich übe noch“, sagt er und grinst. Der junge Mann studiert in London, am renommierten Imperial College, und darf deshalb am 18. September nicht mitwählen. „Es wird schon in meinem Sinne sein“, sagt er und greift wieder zum Mundstück des Dudelsacks.
James Smith macht sich keine Sorgen über die wirtschaftlichen Folgen, die eintreten könnten, sollten sich seine Landsleute für die Unabhängigkeit entscheiden. „Das sind doch Nebensächlichkeiten“, sagt er, „am Ende geht es um die Emotionen. Schottland kann auch ohne Großbritannien überleben.“ Für viele Firmen wiegen diese „Nebensächlichkeiten“ jedoch schwer. Noch ist weder klar, welche Währung ein unabhängiges Schottland verwenden würde, noch welchen Teil der Unionsschulden es übernehmen müsste und wie es auf Dauer seinen Haushalt finanzieren würde, gehen die Einnahmen aus der Ölindustrie in der Nordsee doch seit dem Jahr 2000 kontinuierlich zurück. Großunternehmen wie die Royal Bank of Scotland haben inzwischen angekündigt, ihre juristischen Hauptsitze nach England verlegen zu wollen. Auch für den Rest des Vereinigten Königreiches wären die wirtschaftlichen Folgen gravierend: Das Land verliert mit Schottland zwischen acht und 9,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, das Pfund hatte zuletzt aufgrund der großen Unsicherheiten an Wert eingebüßt. Schottenführer Alex Salmond lassen die Argumente dennoch kalt: Er hält sie für „Angstmacherei“ und glaubt, dass auch ein unabhängiges Schottland wirtschaftlich prosperieren kann. Experten haben daran jedoch doch ihre Zweifel. In meiner aktuellen Geschichte aus der WELT lesen Sie, welche wirtschaftlichen Folgen die schottische Unabhängigkeit haben könnte.