In den Tassen, auf den Tellern: überall Schokolade. Wie das duftet! Doch die beiden jungen Mädchen lassen sich nicht ablenken. Sie blicken unentwegt auf ihre Smartphones. An diesem Nachmittag ist im Whisk Choco, einem angesagten Café in der Nähe der Shanghaier Stadtbibliothek, nur das wirklich wichtig, was bei Sina Weibo, der chinesischen Version von Twitter, passiert. Die Chinesinnen – die schwarzen Haare zum Dutt geknotet, mit kurzen Röcken und Stöckelschuhen – sitzen schweigend über ihren Telefonen, sie lesen und wischen mit den Fingerspitzen über die Displays. Einen Tisch weiter ein ähnliches Bild: Zwei junge Männer, beide mit Turnschuhen und aufwendig gefönten schwarzen Haartollen, blicken gebannt auf ihre Handys – auf das, was bei Sina Weibo und RenRen, dem chinesischen Facebook, geschieht.
Bonita Wu kann darüber nur den Kopf schütteln. “Das ist bei jungen Chinesen sehr verbreitet”, sagt die 24-Jährige, “die verbringen gefühlt ihr ganzes Leben in Sozialen Netzwerken.” Auch wenn sie ihre Freizeit lieber anders verbringt, muss Bonita Wu ihre Altersgenossen verstehen lernen. Sie arbeitet bei einer Werbeagentur in Shanghai. Soziale Netzwerke sind eines größten Wachstumsfelder für ihren Arbeitgeber. Doch Soziale Netzwerke in China folgen ihren eigenen Gesetzen – vor allem ausländischen Unternehmen bereitet das Schwierigkeiten. Meine aktuelle Geschichte: Wer nicht twittert, hat in China verloren.