Piep! Der Sensor in der Sicherheitsschranke scheint etwas entdeckt zu haben. “Keine Metallgegenstände, keine scharfen Kanten”, sagt der Security-Mann in der blauen Uniform und macht ein ernstes Gesicht. Er winkt den Besucher noch einmal durch die Schranke. Diesmal leuchtet ein grünes Licht, die Sperre geht auf. Auch die Handtasche darf nach eingehender Kontrolle mit. Einen Raum weiter warten noch mehr Sicherheitsleute. Die Türen sind aus Stahl, die Schaukästen aus kugelsicherem Glas. Kameras filmen rund um die Uhr, was in den Räumen des unscheinbaren Gebäudes in Waigaoqiao im Norden Shanghais passiert. Die Vorsichtsmaßnahmen sind nicht unbegründet: Hier, im Shanghai International Artwork Trading Center, lagern Kunstwerke, die Millionen wert sind. Im Depot des Kunsthandelszentrums warten mehrere Dutzend kostbare Skulpturen und Gemälde darauf, an ihre neuen Besitzer verschickt zu werden.
Darunter ist auch europäische Kunst: farbenfrohe Bilder von Picasso, spinnbeinige Figuren von Salvador Dalí. “Das ist alles schon verkauft”, sagt Hu Huanzhong, der Direktor des Shanghai International Artwork Trading Centers. “Die Auktion war ein großer Erfolg.” Damit meint er die erste Versteigerung von Christie’s in China. Das britische Auktionshaus hatte im September als erster westlicher Anbieter eigenständig Kunstwerke in China angeboten. Rund 154 Millionen Renminbi (etwa 18,6 Millionen Euro) kamen bei der Auktion zusammen. “Das Event in Shanghai war ein großer Erfolg”, sagt Steven Murphy, der als Christie’s-Chef das größte Auktionshaus der Welt leitet. Er will nun den chinesischen Kunstmarkt erobern. Doch das ist nicht einfach, weckt das milliardenschwere Geschäft doch viele Begehrlichkeiten. Warum? Das lesen Sie in der Geschichte, die ich mit meiner New Yorker Kollegin Tina Kaiser geschrieben habe.