No. 1 Savile Row in Mayfair, im Zentrum Londons. Das Haus mit den weißen Säulen vor der Tür hat schon viele prominente Gäste gesehen. Hier wurden Könige und Prinzen eingekleidet, auch Militärführer wie Lord Nelson ließen hier ihre Uniformen schneidern. In einem gläsernen Schrank hängen die roten Gewänder der “Gentlemen at Arms”, eine der Leibwachen von Queen Elizabeth II., die Soldaten werden vor Ort in der Savile Row für ihren Einsatz angezogen. Prinz William und Prinz Harry bekommen ihre Anzüge ebenfalls hier gemacht, bei Gieves & Hawkes. Seit der Zeit von Georg III. im 18. Jahrhundert hat die Firma alle Monarchen des britischen Königshauses eingekleidet. Gieves & Hawkes bedient jedoch auch Normalsterbliche, knapp 4000 Pfund, rund 4900 Euro, kostet ein maßgeschneiderter Zweiteiler.
Trotz der royalen Kundschaft und des historischen Erbes müssen sich die Schneider in der Savile Row umschauen. Strengere Auflagen der amerikanischen Steuerbehörden führen dazu, dass weniger Maßanzüge in die USA verkauft werden, auch ist Gieves & Hawkes nicht der einzige Luxusschneider, der in der Savile Row tätig ist. Gieves & Hawkes schaut deshalb verstärkt nach Asien, vor allem nach China, wo das Modebewusstsein, befeuert vom wirtschaftlichen Wachstum, weiter zunimmt. 2015 soll China rund 20 Prozent des weltweiten Luxusgütermarktes ausmachen, prognostiziert die Unternehmensberatung McKinsey. Rund 180 Milliarden Renminbi, also 21 Milliarden Euro, werden die Chinesen demnach für Luxus ausgeben. Doch die Expansion im Reich der Mitte ist eine große Herausforderung: Wie Burberry, so musste auch Gieves & Hawkes feststellen, dass zu viele Läden dem Image mehr schaden als nützen. In meiner aktuellen Geschichte lesen Sie, wie sich die ausländischen Luxushersteller in China anpassen.