Bondway. Eine graue Straße im Südwesten Londons. Lagerhallen wechseln sich hier mit braunen Backsteingebäuden ab, der Gehweg ist an vielen Stellen ausgebessert. Auch im Erdgeschoss der Hausnummer 84 regiert die Bescheidenheit. Das Büro besteht aus schlichten Schreibtischreihen, einer Sitzecke und einem Billardtisch, der Boden ist mit einem abgenutzten blauen Teppich bedeckt. Es gibt keinen schicken Empfang, keine Glastische, keine auffälligen Kunstinstallationen. Bis auf CEO Nick Hungerford laufen die Mitarbeiter in Jeans und Shirt herum.
Das alles ist so gewollt. Die spartanische Einrichtung ist Bestandteil der Botschaft, die das Londoner Start-up Nutmeg sendet. Das Unternehmen bietet Online-Vermögensverwaltung an und verzichtet auf persönliche Kundentermine. Nutmeg kommuniziert über Telefon, Livechat und Email, die bevorzugte Investitionsform sind ETFs, an der Börse gehandelte Fonds. Weil Nutmeg vor allem online kommuniziert und investiert, verlangt das Unternehmen von seinen Kunden deutlich geringere Gebühren als die etablierten Anbieter. Zusammen mit US-Firmen wie Wealthfront steht Nutmeg an der Spitze einer Bewegung, die den traditionellen Vermögensverwaltern das Geschäft streitig machen will. Die Start-ups setzen darauf, dass private Anleger die herkömmlichen Formen der Geldanlage zunehmend hinterfragen. Ich war für die WELT bei Nutmeg zu Besuch.