Für Immobilienmakler ist One Hyde Park ein “easy sell”, ein fast müheloses Geschäft. Das Gebäude besticht durch seine Lage im Herzen von Knightsbridge, bis zum Luxuskaufhaus Harrods sind es nur wenige Gehminuten. Auf der Rückseite erstreckt sich das Grün des Hyde Park, auch der Kensington Palace, die frühere Residenz von Prinzessin Diana, ist nicht weit. Die vier Flügel des Gebäudes kommen mit ihren Fassaden aus Glas und Stahl modern und zeitgemäß daher. Im Innern überzeugen schusssicheres Glas, Panikräume und das von den British Special Forces trainierte Sicherheitspersonal. Alle Postsendungen werden durchleuchtet, bevor sie zugestellt werden.
Das allein macht aber nicht den Reiz der Londoner Wohnanlage aus. Interessant ist One Hyde Park auch deshalb, weil die Identität der Käufer oftmals geheim bleibt. Nur ein Bruchteil der Wohnungen ist im Besitz von öffentlich bekannten Privatpersonen, die meisten gehören anonymen Firmenkonglomeraten mit Sitz in einem Steuerparadies. Dank der weiter steigenden Immobilienpreise in der britischen Hauptstadt ist eine Wohnung in One Hyde Park also das perfekte Investment – vor allem für Gelder, deren Herkunft nicht publik werden soll.
Von diesen Transaktionen gibt es in Großbritannien eine Menge. Zu diesem Ergebnis kommt die NGO Transparency International UK in ihrer neuen Studie “Corruption on your doorstep”. Gerade wegen der hohen Preise sind Londoner Immobilien bei Geldwäschern beliebt: Gebäude im Wert von über 180 Millionen Pfund (rund 247,4 Millionen Euro) wurden seit dem Jahr 2004 auf ihre Besitzverhältnisse hin untersucht. Oftmals jedoch ohne Erfolg, denn viele Käufer verstecken sich hinter anonymen Firmen in Offshore-Zentren wie den British Virgin Islands. Der Studie zufolge sind 40.725 Londoner Immobilien im Besitz von ausländischen Firmen, 89 Prozent dieser Firmen sind in Ländern mit “geringer Transparenz” angesiedelt. Dazu gehören die British Virgin Islands in der Karibik, Jersey und Guernsey im Ärmelkanal sowie die Isle of Man in der Irischen See. Was die britische Regierung nun tun will, um die Geldwäscher zur Transparenz zu zwingen – und warum das so schwierig ist, lesen Sie in meiner aktuellen Geschichte aus der WELT.