Ein Nachmittag im Juni. Knapp fünfzig Kilometer östlich von Mannheim klingelt das Telefon. „Hallo, ich bin‘s.“ Die Stimme am anderen Ende der Leitung klingt vertraut. Das ist Beate, denkt Irmgard Seichtner und hat gleich das Bild der Freundin vor Augen. „Bist du das, Beate?“ fragt sie. „Ja. Kannst du mir helfen?“ Natürlich kann Irmgard Seichtner ihr helfen, schließlich sind sie Freundinnen, Irmgard fühlt sich verpflichtet. Erst vor kurzem hat ihr Beate einen Gefallen getan. Sie sei gerade beim Notar, sagt die Stimme, sie wolle eine Wohnung kaufen, aber die Bank habe das Geld dafür nicht rechtzeitig angewiesen. Bis 17 Uhr – also in zwei Stunden – müsse das Geld da sein, sonst bekomme sie die Wohnung nicht. Ob Irmgard ihr Geld leihen könnte? Bis Donnerstag – es war Dienstag – habe sie alles wieder zurück, „du kannst dich auf mich verlassen.“
Irmgard Seichtner ist 70 Jahre alt und verheiratet, sie hat ein Haus und Kinder, die inzwischen erwachsen sind. Vom Enkeltrick hat sie schon oft in der Zeitung gelesen. „Dabei habe ich mich immer gefragt, wie kann man so blöd sein?“, sagt die ältere Dame. Trotzdem fällt sie auf die Anruferin herein. Was dann geschieht – und warum der Enkeltrick in einer alternden Gesellschaft immer häufiger gelingt, lesen Sie hier: Enkeltrick: Wenn Oma ihr Erspartes für Wildfremde hergibt.