Ein beißender Geruch liegt in der Luft. Als würde es irgendwo brennen. Die Augen tränen, die Atemwege sind gereizt, schon bald schmerzen Hals und Kopf. Heftiger Husten lässt die Lungenflügel erzittern. An diesem Novembertag dringt die Sonne kaum durch den gräulichen Schleier, der sich über die Hochhaussilhouette Shanghais gelegt hat. Der Blick auf das Smartphone bestätigt einen Augenblick später die Vermutung: Ja, es ist die Luftverschmutzung, die die Kehle trocken werden lässt. “248” zeigt die Smartphone-App, der “Air Quality Index”, an, “very unhealthy”, sehr ungesund. Ab einem Wert von 300 sprechen die Behörden von “hazardous”, von gefährlich. Auch diese Zahl erreicht Shanghai des öfteren, wenngleich die Luft als weniger verschmutzt gilt als die in Peking. Trotzdem leiden die Einwohner der chinesischen Millionenmetropole unter den vielen Schadstoffen. Erst vor wenigen Wochen ist bei einem achtjährigen Mädchen Lungenkrebs festgestellt worden. Das hat die Debatte erneut entfacht.
Dass es in China so nicht weitergehen kann, hat auch die Zentralregierung in Peking erkannt. Shanghai eröffnet deshalb am Dienstag eine Börse für den Handel mit Co2-Zertifikaten. Peking beginnt ebenfalls in dieser Woche, Verschmutzungsrechte zu verkaufen. Mehrere Pilotzonen sollen den Handel mit Emissionsrechten ausprobieren, bevor eventuell eine nationale Regelung in Kraft tritt. In meiner aktuellen Geschichte für die WELT lesen Sie, wie China versucht, die Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen.