Sie fahren schwere Luxuskarossen. Sie geben Dutzende, manchmal sogar Hunderte Millionen Pfund für Appartements mit Blick auf den Hyde Park aus. Sie feiern rauschende Feste und Partys, auf denen der Champagner in Strömen fließt. Und sie ziehen dorthin, wo ihre Freunde wohnen. Nirgendwo sonst auf der Welt leben derzeit so viele Milliardäre wie in London. Kein Land hat mehr Superreiche als das Vereinigte Königreich. 72 Pfund-Milliardäre zählte die “Sunday Times” kürzlich in ihrer “Super-Rich List” allein in der britischen Hauptstadt.
Doch unter den Londoner Superreichen sind nur wenige Briten. Es sind vor allem Ausländer, die hier ihre Milliarden parken: Inder, Russen, Osteuropäer und Vermögende aus dem Nahen Osten, die die Stadt an der Themse als “sicheren Hafen” in Zeiten der Unruhe und des Wandels ansehen. London profitiert vom steten Geldstrom aus dem Ausland. Gleichzeitig wächst jedoch die Ablehnung der Bevölkerung, sollen die Superreichen doch für die Preisexplosion auf dem Immobilienmarkt und bei den Lebenshaltungskosten verantwortlich sein. Londons Milliardäre werden deshalb umgangssprachlich als “Fat Cats” bezeichnet, als Bonzen.
Idan Ofer ist einer von ihnen. Einer der ausländischen Milliardäre, die sich in der Acht-Millionen-Stadt niedergelassen haben. Er war bis zum vergangenen Jahr der reichste Mann Israels und handelt unter anderem mit Salz und Strom. Ofer baut Kraftwerke und Autos, betreibt in Asien eine Flotte mit mehr als 100 Containerschiffen und versucht, mit Virgin-Gründer Richard Branson und dem Carbon War Room das Weltklima zu retten. Ich habe Idan Ofer für die WELT getroffen.