Guo Guangchang ist ein zurückhaltender, freundlicher Mann. Der Chinese lacht und scherzt, auch auf Englisch, wenngleich er die Sprache nicht sonderlich gut kann. Das gibt der Fosun-Chef offen zu. Guo hat keine Allüren wie viele andere Vorstandschefs, die sich für Götter oder Genies halten, er verzichtet auf teure Uhren und andere Statussymbole. Dabei könnte er sich den protzigen Auftritt durchaus leisten, “Forbes” taxiert sein Vermögen auf rund 6,3 Milliarden Dollar. Trotz seiner einfachen Herkunft – Guo wuchs in den 70er-Jahren in der ärmlichen Provinz Zhejiang auf – und des plötzlichen Reichtums ist er nicht der Angeberei verfallen, der so viele neureiche Chinesen erliegen. “Es ging mir nie um den Erfolg an sich. Es geht nicht um die Größe, sondern darum, das Richtige zu tun”, sagte er der “Welt am Sonntag” im Juni. “Ich will noch besser werden in dem, was wir tun.” Der Gründer des größten privaten Investmentkonglomerats Chinas gilt in seinem Heimatland als Vorzeigebürger. Er verhält sich in vieler Hinsicht so, wie es sich die Regierung in Peking insgeheim von ihren Unternehmern wünscht. Am vergangenen Wochenende musste Guo jedoch erleben, dass ihn auch das nicht vor dem Zugriff der chinesischen Behörden schützt. In meiner aktuellen Geschichte aus der WELT am Sonntag lesen Sie, was das tagelange Verschwinden des Vorbildchinesen für die Geschäftswelt im Reich der Mitte bedeutet.