“Dreammaker” summt bei der Arbeit. Gleichmäßig fährt der 3D-Drucker vor und zurück, immer wieder, und sprüht dabei Plastikmasse aus dünnen, farbigen Schnüren, die er erhitzt und schmilzt, bevor er druckt. Heute formt er daraus eine grüne iPhone-Hülle mit aufwendigem Lochmuster und vielen Verzierungen. Millimeter für Millimeter wächst das Produkt. “Der ist damit locker noch ein paar Stunden beschäftigt”, sagt Ricky Ye und tippt grinsend an den Drucker. “Noch braucht er ziemlich lange”, sagt der 34-jährige Chef der Firma DF Robot. “Das muss besser werden.”
Ye und seine knapp 30 Mitarbeiter verkaufen 3D-Drucker, sie programmieren Software und forschen an Robotern. Ihr Büro im Zhangjiang Hi-Tech Park in Shanghai-Pudong gleicht einer riesigen Werkstatt: Überall wird geschraubt, getippt, summen die Drucker. “Es gibt hier viele Leute mit großartigen Ideen”, sagt Ricky Ye und breitet die Arme aus. “Aber wir sind in der Minderheit. China muss viel innovativer werden”, fordert der Unternehmer, “sonst fallen wir zurück.” Das hat auch Lutz Michaelis beobachtet. Der Deutsche ist bei DF Robot angestellt, forscht an Robotern und 3D-Druckern. “Den meisten Kindern hier in China fehlt die Kreativität”, sagt der 48-Jährige, “nur die wenigsten haben schon mal etwas gebastelt oder etwas ausprobiert. Das Land muss erfinderischer werden.”
Ob das gelingt? Schafft es das Reich der Mitte, vom Kopierer zum Erfinder zu werden? Die chinesische Regierung hat diese Frage mit einem klaren “Ja” beantwortet und stellt Milliarden an Fördergeldern bereit. Gleichzeitig fordert sie lokale und ausländische Firmen auf, ihre Forschung und Entwicklung (F&E) zumindest teilweise nach China zu verlegen. Auf dem Papier kann China mit beeindruckenden Zahlen aufwarten: Die Volksrepublik stellt mit mehr als drei Millionen die meisten Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung weltweit. Laut “Economist” ist es inzwischen das Land mit den meisten Patenten und den meisten Bachelor-Studenten; Hunderttausende Chinesen studieren im Ausland. Die Regierung versucht gezielt, ihre Wissenschaftler aus dem Ausland zurückzuholen, damit sie in China forschen. Auf dem Volkskongress in Peking war dieser Tage viel von Innovation die Rede, Wissenschaftsminister Wan Gang sagte, für eine nachhaltige Entwicklung des Landes seien Innovationen dringend nötig. Doch Geld allein reicht nicht, um in China die Ideen sprudeln zu lassen. Was sich noch ändern muss, lesen Sie in meinem aktuellen Text: Können Chinesen eigentlich auch selbst erfinden?