15 Geschworene, 800 Zeugenaussagen, 24 Millionen Dokumente: Ohne Zweifel, es ist ein Mammutprozess, der heute Vormittag um 11 Uhr Ortszeit im Saal 19 des „Dublin Circuit Criminal Court” in der irischen Hauptstadt beginnt. Die Staatsanwaltschaft verliest ihr Eröffnungs-Statement, die Anhörungen beginnen – im Verfahren gegen drei Topmanager der Anglo Irish Bank, die im Zuge der Finanzkrise mit rund 30 Milliarden Euro vom irischen Steuerzahler gerettet und später abgewickelt wurde.
Vor Gericht stehen Sean FitzPatrick, der frühere Vorstandschef der Bank; Pat Whelan, ehemals Hauptgeschäftsführer, und William McAteer, Ex-Finanzchef der Anglo Irish Bank. Alle drei sind angeklagt, im Sommer 2008 in 16 Fällen einzelnen Kunden unrechtmäßig finanzielle Beihilfen gewährt zu haben, damit diese Anteile der schwächelnden Bank kaufen konnten. FitzPatrick, Whelan und McAteer sind seit der Bankenkrise im ganzen Land bekannt, nicht wenige Iren verspüren großen Groll gegenüber den Bankern, die alle drei auf „unschuldig“ plädieren.
Der Prozess vor dem Dubliner Gericht ist der erste große Schritt bei der Aufarbeitung der Bankenkrise, die den ehemaligen „keltischen Tiger“ in die Tiefe riss. Ich habe mir für meine aktuelle Geschichte in der WELT erklären lassen, warum die Untersuchung vielen Iren trotzdem nicht weit genug geht.