Bei Primark ist jeder Tag ein Fest. Das machen zumindest die Werbeposter glauben, die in der Filiale in der Londoner Oxford Street die Wände schmücken. „Life is a festival“, steht da, „das Leben ist ein Fest“. Der Laden ist mit Kleiderständern vollgestellt, T-Shirts, kurze Hosen und Kleider sind für fünf Pfund, umgerechnet 6,25 Euro, und weniger zu haben. Die meist jungen Kundinnen ziehen große graue Einkaufskörbe hinter sich her. Sie greifen mal hierhin, mal dorthin, innerhalb weniger Minuten ist der Wagen voll. Eine Gruppe spanischer Touristinnen hält sich T-Shirts an, für drei Pfund das Stück, etwa 3,75 Euro. Die Frauen können sich nicht entscheiden, sie nehmen gleich alle drei Modelle mit. Genau damit macht Primark Umsatz: mit Masse und ultragünstigen Preisen.
Ob es dabei mit rechten Dingen zugeht, scheint die Kundinnen in der Filiale an der Oxford Street nicht zu kümmern. Dabei kann mit „großartiger Mode zu großartigen Preisen“ – so wirbt die irische Billigkette – nur dann Gewinn gemacht werden, wenn die Näher und Näherinnen viel produzieren, aber wenig verdienen. Drei neue Fälle von SOS-Zetteln in Primark-Kleidung erhärten nun den Verdacht auf Ausbeutung. In Großbritannien wurden handschriftliche Zettel und Stickereien gefunden, mit denen Angestellte von Primark-Zulieferern angeblich um Hilfe rufen. Das Unternehmen zweifelt jedoch daran, dass die Hilferufe echt sind. Es sei „doch sehr seltsam“, dass gleich drei dieser Kleidungsstücke in zeitlich kurzer Abfolge gefunden wurden, sagte ein Sprecher am Freitag. Primark nehme die Vorwürfe sehr ernst, prüfe aber die Authentizität der Zettel und der Stickereien. Zumindest in zwei Fällen sei es wahrscheinlich, dass es sich um einen „falschen Alarm“ handele, gab das Unternehmen bekannt. Denkbar ist, dass es sich um eine PR-Kampagne von Menschenrechtsaktivisten handelt, die so auf die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in Asien aufmerksam machen wollen. Hier lesen Sie den Text, den mein Düsseldorfer Kollege Carsten Dierig und ich für die WELT geschrieben haben.