Ein Fastfood-Restaurant im Westen Shanghais, ganz in der Nähe der U-Bahn-Station Yishan Road. Es ist Sonntag mittag, Zeit zum essen. „And you? What can I get you?“ Der Junge mit den schwarzen, stachelig frisierten Haaren schaut auf das Menü vor sich. Er überlegt, schaut fragend. Er hat schon verstanden, worum es geht. Aber wie ging das Bestellen auf Englisch nochmal? Jerry, mit chinesischem Namen Wang Jianyu, zögert. „I want a hamburger“, sagt er schließlich, „and some french fries.“ Hamburger und Fritten also. „Which type of hamburger do you want?“ Das ist schon schwieriger. Shrimps? Hühnchen? „Wǒ xiǎng yào yi ge niú ròu hànbǎo“, sagt Jerry, auf chinesisch, einen Burger mit Rindfleisch. „A beef burger.“ Sein Lehrer nickt und klopft dem Zehnjährigen aufmunternd auf die Schulter. Gut gemacht.
Nick Mackenzie ist Englisch-Lehrer und übt an diesem Tag mit seinen vier Schülern, wie sie im Restaurant auf Englisch bestellen. Mackenzie ist Schotte, aus Edinburgh. Unter der Woche unterrichtet er in einem Kindergarten in Shanghai. Am Wochenende lernt er mit seinen Privatschülern; an wechselnden Orten, mal im Café, mal im Supermarkt, im Park. „Wir wenden das neue Vokabular gleich an“, erklärt der 29-Jährige. „Dann bleiben die Wörter besser hängen.“
Einen Tisch weiter sitzen die Eltern der Kinder. Sie reden über das Wochenende und beobachten den Unterricht. „Mein Sohn soll einmal richtig gut Englisch sprechen“, sagt Wang Rong, der Vater von Jerry, dem Jungen mit den stacheligen Haaren. Wang Rong arbeitet in einer amerikanischen Firma in Shanghai und weiß, wie wichtig es im Arbeitsalltag ist, Englisch zu sprechen. „Daran hapert es in der Schule“, sagt der 38-Jährige, „die Kinder lernen zwar Vokabeln, aber nicht das sprechen.“ Deshalb schickt Wang Rong, wie Millionen andere chinesische Eltern auch, seinen Sohn neben der Schule zum Englisch-Unterricht.
Es ist ein lukratives Spiel mit den Hoffnungen der Eltern, die gerade in den großen Städten wie Shanghai und Beijing bereit sind, viel dafür zu tun, damit ihre Kinder später einmal auf der großen Bühne des Lebens reüssieren. Sowohl ausländische wie Disney English als auch lokale Firmen buhlen um die Eltern und ihre Kinder. Englisch ist der Schlüssel zum Erfolg – und ein riesiges Geschäft. Lesen Sie hier den ganzen Text: Wie China seine Kinder auf Erfolg trimmt.