Ein kleiner Platz mit plätscherndem Brunnen. Mehrere Dutzend Leute sitzen draußen in der Sonne und essen. Sie trinken Wein, lachen und erzählen. Der Wind raschelt in den Bäumen, es ist einer der letzten warmen Tage in diesem Jahr. Eine Straßenecke weiter locken die Schaufenster der kleinen Boutiquen, auch die schmalen Gassen laden zum Bummeln ein. Die Stimmung ist entspannt. Eile hat hier offensichtlich keiner.
Das Viertel könnte in Italien sein, vielleicht in Österreich oder in Deutschland. Irgendwo in Europa zumindest. Wenn da nur die gläsernen Fassaden der Hochhäuser nicht wären, die hinter den Backsteinhäusern in den Himmel ragen. Das Viertel mit dem europäischen Flair liegt nicht in Europa. Es liegt in Shanghai in China und heißt “Xintiandi”, übersetzt der neue Himmel auf Erden.
“Ja, das weckt schon heimatliche Gefühle”, sagt Jan Büttgen und grinst breit. “Ich sage immer, das ist hier wie in der Altstadt in Düsseldorf.” Büttgen, ein Schwabe mit rheinischen Wurzeln, verkauft das Xintiandi-Konzept in ganz China. Sein Arbeitgeber, die Entwicklungsgesellschaft Shui On Land, baut Vergnügungsviertel mit Läden, Restaurants, Hotels, Wohnungen und historischem Flair.
Derzeit entstehen in knapp zehn Städten Xintiandis, darunter in Wuhan, Chongqing, Dalian, Foshan und Hangzhou. Mehr als 50.000 Menschen besuchen das Viertel in Shanghai am Tag. Draußen sitzen und essen ist jetzt in China wieder angesagt – so, wie vor hundert Jahren, als der Großteil des Lebens auf der Straße stattfand. Lesen Sie hier die ganze Geschichte aus der WELT: Stadtentwicklung: Deutscher baut Düsseldorfer Altstadt in China nach.