Die letzten Monate waren keine gute Zeit für die Schmuckhändler an der Nanjing West Road im Zentrum Shanghais. Hier in der normalerweise belebten Einkaufsstraße der asiatischen Boomstadt hat sich diesen Sommer eine Müdigkeit gezeigt, deren Auswirkungen bis nach Deutschland reichen: Den Chinesen ist ihr traditioneller Appetit auf Gold vergangen. “Das Interesse war schon größer”, seufzt Mandy Xu, die in ihrem Laden Ringe, Colliers und massiv goldene Uhren verkauft. Die Schmuckhändlerin schließt eine gläserne Vitrine auf. Sie streift einen dünnen, schwarzen Handschuh über ihre linke Hand, zieht behutsam eine Kette mitsamt Drachenamulett hervor.
“Dieses Stück hat für unsere chinesischen Kunden eine besondere Bedeutung”, sagt sie leise und lächelt stolz. Der Drache ist im Reich der Mitte ein geschätztes Symbol der Energie und Kraft. Doch das Selbstvertrauen in die Stärke der eigenen Wirtschaft ist der Milliardennation zuletzt abhandengekommen. Chinas Wirtschaft wird dieses Jahr so schwach wachsen wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr, und die Börsen sind nach monatelangem Höhenflug eingebrochen. Das hat Folgen für den Edelmetallmarkt – nicht nur in Fernost, sondern auch für den Goldpreis international. Deutsche Anleger können noch so viel kaufen, gegen die Marktmacht der Asiaten kommen sie nicht an. Was das bedeutet, lesen Sie in der Geschichte, die ich mit meinem Kollegen Daniel Eckert für die WELT geschrieben habe.