899 LingLing Road, ein Hochhaus im Shanghaier Westen. Der Blick aus dem 23. Stock ist ein wenig deprimierend – Betonblocks, so weit das Auge reicht, dazu der gräuliche Staub, der sich an manchen Tagen wie ein Schleier über die chinesische Millionen-Metropole legt. Auch die Büros im 23. Stock sehen zunächst nach nicht viel aus: Der Name der Firma ist mit Edding an die Wand geschrieben, es gibt keine Eingangshalle, kein Chrom und kein Geglitzer. Ein paar Schreibtische mit Großbildschirmen, ein paar Besprechungsräume mit Trennwänden aus Glas, mehr nicht.
Die Trennwände sind beschrieben und bekritzelt, mit grünem, rotem und schwarzem Stift. Was dort in krakeliger Handschrift steht, lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass hier, in diesem unscheinbaren Büroturm im Osten Chinas, etwas Besonderes geschieht. An der Wand steht: „5000 vor Christus: Entdeckung des Feuers. 1700: Erfindung der Elektrizität. 1960: Erfindung von Computern. 2008: Bitcoins.“ Bitcoins, das ist die digitale Währung, die derzeit in der ganzen Welt neue Anhänger findet. Damit handelt BTC China. „Bitcoins sind hier, um zu bleiben“ steht darunter, CEO Bobby Lee hat es erst vor kurzem hinzugefügt.
BTC China ist seit wenigen Wochen die Plattform, auf der weltweit die meisten Bitcoins gehandelt werden. Mehr als 100 000 Einheiten der virtuellen Währung wechseln derzeit pro Tag über BTC ihren Besitzer, berechnete der Branchendienst CoinDesk. Damit hat BTC China die Wettbwerber Mt. Gox und Bitstamp hinter sich gelassen. Mehr als 200 Millionen Renminbi, etwa 24,3 Millionen Euro, wickelt die Bitcoin-Plattform jeden Tag ab. „Unser Geschäft hier in China wächst sehr stark“, sagt BTC-CEO Bobby Lee, der im Silicon Valley arbeitete, bevor er nach Shanghai kam. „Die Chinesen lieben Bitcoins“, sagt Lee, „sie sind eine interessante Alternative für die Geldanlage.“ Lesen Sie in meiner aktuellen Geschichte für die WELT, warum Bitcoins gerade in China so gut ankommen.