Massagesessel stehen bereit, ein Angestellter serviert Tee und Gebäck. Auf Monitoren verfolgen Familien live, wie Mechaniker ihre Autos warten. Alles glänzt in üppiger Pracht: Willkommen beim BMW-Händler im Shanghaier Stadtteil Pudong. Hier ist ein Auto doppelt so teuer wie in Deutschland; dementsprechend hoch sind die Erwartungen. Bei Kunden ebenso wie bei deutschen Herstellern: Erstere fordern Top-Qualität; Letztere hoffen, die schwindenden Verkäufe in Europa weiterhin mit dem Boom im Reich der Mitte ausgleichen zu können.
Doch die Harmonie scheint gestört. Mittlerweile bemerken die Hersteller aus der Alten Welt, wie schwierig dieser neue Markt tatsächlich ist. Öffentliche Diskussionen um die Qualität von Produkt und Service, die in einer gigantischen Rückrufaktion für VW-Modelle mit automatisiertem Getriebe gipfelte, nagen an der gegenseitigen Zuneigung: Mitte März hatte Chinas Staatsfernsehen über Qualitätsprobleme bei Audi- und VW-Modellen berichtet; schon zwei Tage später rief der Konzern 384 000 Autos zurück, um die Getriebe auszutauschen.
Chinas Kunden „sind kritischer geworden“, bemerkt Audi-Chef Rupert Stadler. Überraschenderweise werden sie teilweise sogar sparsamer. So hat die Regierung die Beamten aufgefordert, weniger teure Dienstwagen zu ordern. Mega-Metropolen wie Peking und Shanghai zeigen (Über)sättigungs-Symptome wie Fahrbeschränkungen für bestimmte Kennzeichen-Endungen.
Mit spektakulären Zuwachsraten von bis zu 40 Prozent pro Jahr in China scheint es vorerst vorbei zu sein – daran ließ keiner der vielen deutschen Manager einen Zweifel, die kürzlich zur Automesse nach Shanghai gereist waren. Besonders schön umschrieb die gedämpfteren Erwartungen der BMW-Vertriebsvorstand Ian Robertson: „Der Markt wird erwachsen.“ Lesen Sie die ganze Geschichte “Der Drache zeigt die Zähne” im aktuellen FOCUS.