Beidaihe ist ein Ort, an dem man gut studieren kann, wie die politische Elite der Volksrepublik tickt. Das Seebad im Nordosten Chinas ist ein beliebter Treff für die Mitglieder des Politbüros. In diesem Sommer ging es allerdings weniger ums Vergnügen, sondern darum, das große Reformprogramm für die Volksrepublik vorzubereiten, vor allem eines der wichtigsten Ziele: die Öffnung der Staatskonzerne für ausländische Investoren.
Die “bisherigen Schranken” für eine Beteiligung des Auslandskapitals an den Schüsselindustrie “werden weiter aufgehen”, kündigte die Staats- und Parteiführung an. Das ist eine revolutionäre Kehrtwende in der chinesischen Wirtschaftspolitik, auf die die Deutschen blitzschnell reagiert haben. Seit einigen Tagen kursiert daher Bei-dai-he mit neuer Bedeutung im chinesischen Internet. Als Wortspiel, das auf den Übernahmedeal abhebt, den die BAIC-Autowerke Beijing (Bei) mit der Daimler AG (Dai) vor wenigen Tagen vereinbart (he) haben. Die Stuttgarter kaufen sich bei BAIC ein und geben ein entscheidendes Prozent ihrer Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Autobauer ab.
Mit dem Coup der Schwaben werden sich die Spielregeln für die Autoindustrie in dem schon bald größten Absatzmarkt für Pkw wohl grundlegend verändern. Chinesische und ausländische Autobauer wollen sich damit in Stellung bringen, für den immer schärferen Wettbewerb in der Volksrepublik. In unserer aktuellen Geschichte für die WELT lesen Sie, was dieser langfristig für die deutschen Autobauer bedeutet.