Gaogao freut sich, das ist unschwer zu erkennen. Der kleine Hund mit den braunen Locken springt auf der Stelle, dreht sich im Kreis und japst. Es soll jetzt endlich losgehen! “Ist ja gut, wir gehen ja gleich”, sagt Annie Wu, eine junge Chinesin, und lacht. Sie hat gerade Mittagspause und nutzt die Zeit, um ihren Hund am Suzhou-Fluss in Shanghai auszuführen. Ihr Pudel ist schon zwei Jahre alt, wachsen wird er nicht mehr. Er dient seiner Besitzerin vor allem zur Erheiterung – und als Modeaccessoire. Annie Wu kleidet ihren Hund jeden Tag neu ein. Heute trägt Gaogao einen pinkfarbenen Pullover mit grauer Kapuze. “Das sieht doch süß aus”, findet Annie Wu. Die 27-Jährige und ihr Hund wohnen in der größten Hochhaussiedlung der chinesischen Millionenmetropole.
Über 50.000 Menschen leben in “Brilliant City” am Ufer des Flusses. “Ich fühle mich nicht mehr so allein, seitdem ich Gaogao habe”, sagt Annie Wu, “er ist für mich da und leistet mir Gesellschaft.” Annie Wu ist nicht die einzige Chinesin, die in Shanghai auf den Hund gekommen ist. In dem kleinen Park am Flussufer wimmelt es von kleinen Vierbeinern: Pudel, Dackel, Chow Chows; auch ein Rehpinscher in Jeans und Pulli ist darunter. Obwohl der Hund in vielen Provinzen Chinas, vor allem im Süden, noch immer im Kochtopf landet, wird er gleichzeitig mehr und mehr zum beliebten Haustier, gerade in reichen Städten wie Shanghai oder Beijing wächst die Zahl der Hunde. Lesen Sie hier den Text aus der WELT: Kuscheln statt Kopftopf.