Ein Appartement in Hangzhou, der Stadt an der chinesischen Ostküste, nicht weit von Shanghai entfernt. Es ist das Jahr 1999. Hangzhou hat zu diesem Zeitpunkt rund 2,5 Millionen Einwohner, die Stadt ist nicht groß und nicht klein, für chinesische Verhältnisse. Für das, was Jack Ma plant, ist Hangzhou damit genau richtig. Der Chinese hat hier, in seiner Wohnung im Stadtteil Hupan, mit wenig Geld viel vor: Mit 60 000 Dollar Startkapital will er eine der führenden Webseiten der Welt gründen, ein unverzichtbares Werkzeug für Unternehmer; eine Firma, die 80, vielleicht sogar 100 Jahre alt werden wird. Ma, ein bis dahin eher erfolgloser Englischlehrer, hat große Ziele – und strenge Maßstäbe: Schon damals schätzt der schmal gebaute Mann Bodenständigkeit und die Bereitschaft zum Wandel.
Knapp 15 Jahre später gehört Jack Ma das Appartement in Hangzhou noch immer, doch sein Unternehmen ist den bescheidenen vier Wänden längst entwachsen. 2013 machte Alibaba dem Anteilseigner Yahoo zufolge in den ersten neun Monaten einen Umsatz von 4,9 Milliarden Dollar, etwa 3,6 Milliarden Euro, rund 60 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Alibaba hat den chinesischen E-Commerce-Markt fest im Griff und will nun die behäbige Finanzindustrie aufmischen. Die Firma soll noch im April in New York an die Börse gehen, Analysten rechnen mit dem größten Tech-Börsengang aller Zeiten. Am grauen Markt gehen Investoren inzwischen von einer Bewertung zwischen 100 und 250 Milliarden Dollar aus, der Börsengang könnte bis zu 20 Milliarden Dollar einbringen. Das wäre ein historischer Rekord, mit dem Alibaba Firmen wie Facebook und Twitter weit hinter sich lassen würde. Die größte Herausforderung ist nun, das Unternehmen auf Kurs zu halten. In meiner aktuellen Geschichte aus der WELT lesen Sie, warum das nicht ganz einfach ist.