Schon vom Ausgang der U-Bahn-Station aus fällt das Gebäude ins Auge. Baker Street No. 219 ist ein besonderer Bau, die massive Immobilie mit der Sandsteinfassade ist mit einem hohen Turm verziert, er überragt die angrenzenden Hausdächer um ein Vielfaches. Chido Dunn hat sich das Anwesen schon mehrfach angeschaut. Allerdings nicht nur, weil sie es architektonisch für gelungen hält, sondern auch, weil sie der Eigentümer des Gebäudes interessiert. Seine Identität hat sie jedoch bis heute nicht hundertprozentig belegen können.
Dunn sieht auf den ersten Blick nicht aus, als würde sie Geldwäscher und Steuerhinterzieher jagen. Sie ist höflich, zurückhaltend, fast ein wenig schüchtern. Aber genau das tut die 31-Jährige. Im Auftrag der Organisation Global Witness spürt sie in London Immobilien auf, die mit Geldern aus ungeklärter Herkunft bezahlt wurden. Im Falle der Hausnummer 219 in der Baker Street führt die Spur nach Kasachstan, zu Rachat Alijew, dem früheren Chef des Geheimdienstes. Noch Anfang des Jahres wartete Alijew wegen des Mordes an zwei Bankern auf seinen Prozess, dann erhängte er sich jedoch in seiner Zelle in Österreich.
“Es gibt mehrere Firmen, die mit dem Kauf der Hausnummer 219 und mit Rachat Alijew verbunden sind”, sagt Ermittlerin Dunn. “Die Gelder dieser Offshore-Firmen – rund 147 Millionen Pfund (206 Millionen Euro) – soll der frühere Geheimdienstchef unerlaubterweise aus seinem Heimatland geschafft haben – nach London, eine der führenden Adressen für Geldwäscher aus dem Ausland.” Baker Street No. 219 ist nur eines von vielen tausend Anwesen, die nach Einschätzung von Experten mutmaßlich für die Geldwäsche genutzt werden. Die Regierung will dieser Praxis nun ein Ende bereiten. Wie, das lesen Sie in meiner aktuellen Geschichte aus der WELT.