Wer im achten Stock des China Financial Information Center aus dem Aufzug steigt, der merkt sofort: Die “Neue Entwicklungsbank” (Englisch: New Development Bank oder NDB), die hier residiert, steht noch am Anfang. Viele Schreibtische warten noch auf ihre Nutzer, die verwinkelten Flure sind leer. “Was suchen Sie denn? Das Büro des Präsidenten?”, fragt ein hilfsbereiter Mitarbeiter. “Haben Sie vielleicht ein Vorstellungsgespräch? Wir sind hier noch sehr im Start-up-Modus, das müssen Sie entschuldigen.” Kundapur Vaman Kamath lacht, als er das hört. Der 67-Jährige ist Präsident des Instituts, das von den Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gegründet wurde und daher auch Brics-Bank genannt wird. Auch in seinem Büro in einem Hochhaus im Shanghaier Finanzviertel Lujiazui sind die Regale leer, auf dem Schreibtisch liegen nur ein Stapel Papiere und mehrere Telefone, darunter ein ständig klingelndes iPhone. Kamath, ein groß gebauter, schwerer Mann, trägt zum Anzug eine rote Versace-Krawatte mit Autos drauf. In seinem ersten ausführlichen Interview mit einem westlichen Medium erklärt Kamath, warum das internationale Finanzsystem ein Gegengewicht zum Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank braucht.